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Was verraten Netflix-Kochshows über unsere Gesellschaft? Ist woke das neue narzisstisch? Und warum trinken jetzt eigentlich alle Ingwershots? Wir sprechen über ...
Wenigstens darauf kann man sich noch einigen in Deutschland: Dass wir zu
wenig miteinander streiten. Oder zu viel. Auf jeden Fall streiten wir
nicht im richtigen Maß miteinander – und schon gar nicht auf die
richtige Weise. Mit dieser Diagnose jedenfalls warten gleich zwei
aktuelle Sachbücher auf, "Streiten" von Svenja Flaßpöhler sowie "Defekte
Debatten" von Julia Reuschenbach und Korbinian Frenzel.
Echter Streit, das betont die Philosophin Flaßpöhler, kann wehtun, er
muss es vielleicht sogar – sowohl der private Familienstreit, der so oft
an den Festtagen ausbricht, als auch der politische Streit über Corona,
Ukraine, Migration. Flaßpöhler glaubt: Anders als eine abstrakte
Debatte, bei der jeder immerzu versucht, alle Argumente auch aus der
Perspektive seines Gegenübers zu verstehen, ist man im Streit
parteiisch. Man will seinen Gegner schlagen. Gefährlich wird es dann,
wenn aus Gegnern Feinde werden, die man nicht nur schlagen, sondern
vernichten will. Zwischen zu gemütlicher Proseminaratmosphäre und dem
drohenden Bürgerkrieg liegt die richtige Streitzone, die eine
funktionierende Demokratie braucht.
Aber was will man eigentlich, wenn man streitet – mit seinem Partner, in
der Wissenschaft, in der Politik? Will man herausfinden, was stimmt?
Oder will man bloß recht behalten? Hilft uns Habermas weiter, wenn wir
uns im Dissens verbissen haben? Rettet uns am Ende der berühmte
"zwanglose Zwang des besseren Arguments"? Oder führt der blinde Glaube
an solche edle Diskursethik erst dazu, dass wir uns so gar nicht mehr
verstehen?
Im Feuilletonpodcast streiten Ijoma Mangold und Lars Weisbrod diesmal
über den Streit – und verabschieden sich danach in die Weihnachtspause.
Am 13. Januar erscheint die nächste Folge "Die sogenannte Gegenwart".
Das Thema beginnt ungefähr bei 18:12.
Weitere Links zur Folge gibt es hier auf ZEIT ONLINE.
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1:11:16
Der Untergang des kulturellen Establishments
Donald Trump hat nicht nur die Mehrheit der Wahlmännerstimmen geholt,
sondern auch alle Swing-States erobert und sogar den sogenannten Popular
Vote gewonnen. Und das, obwohl Kamala Harris weit mehr Geld für ihren
Wahlkampf einsammeln und ausgeben konnte als er. Obwohl die größten
Hollywood-Celebritys und Popsternchen sich öffentlich für die Kandidatin
der Demokraten starkgemacht haben. Obwohl Bestseller-Autorin und
ehemalige First Lady Michelle Obama sich noch einmal voll ins Zeug
gelegt hat. Und – noch ein letztes Obwohl – obwohl die Medien bis
zuletzt von einem knappen Kopf-an-Kopf-Rennen gesprochen haben und
selbst beim Gedanken frohlockten, Iowa, der traditionell rote
Bundesstaat, könnte blau werden.
Kurz: Die alten Mächte des Geldes, der Kultur und der Medien haben eine
gewaltige Niederlage einstecken müssen. Stattdessen hat sich der
Medien-Rebell Joe Rogan, zu dessen Podcast Kamala Harris aus Zeitgründen
nicht anreisen wollte, als neuer Königsmacher entpuppt. Stattdessen wird
jetzt der reichste Mann der Welt, der Exzentriker Elon Musk, zum neuen
Einflüsterer im Weißen Haus, dessen Plattform X gerade viele Europäer
verlassen, weil sie ihn für ein Sprachrohr autokratischer Demagogie
halten. Und Peter Thiel, der schwule, katholische Disrupter aus dem
Silicon Valley, der das Valley schon seit Längerem hasst und dem viele
unterstellen, er wolle einen Neofeudalismus promoten, ist nun der
intellektuelle Stichwortgeber der völlig verwandelten Republikanischen
Partei. Alle alten Orientierungsmarken geraten ins Wanken – so viel
Umbruch war selten. Höchste Zeit, dass sich die "Sogenannte Gegenwart"
bemüht, all diese neuen Phänomene nachzubuchstabieren.
Das Hauptthema beginnt bei 19:09.
Links zu den Themen dieser Folge:
- Peter Thiel über den Triumph der Gegeneliten
- Anton Jäger: "Hyperpolitics in America"
Das Team erreichen Sie unter [email protected].
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1:17:20
“22 Bahnen” lesen statt in Therapie zu gehen
Tilda wäre nach dem Abitur gern nach Berlin gezogen, so wie ihre
Freunde, aber sie lebt noch zu Hause in der Provinz. Dort muss sie sich
um ihre kleine Schwester kümmern und ihre unberechenbare
Alkoholiker-Mutter. Manchmal kann Tilda nicht mehr, dann läuft sie in
den Wald und schreit laut. Plötzlich aber taucht der attraktive und
erfolgreiche Viktor in ihrem Kleinstadtleben auf …
Das ist die Ausgangslage im Roman "22 Bahnen", mit dem die
Schriftstellerin Caroline Wahl 2023 einen großen Überraschungserfolg
feierte. Dieses Jahr erschien die Fortsetzung, "Windstärke 17", auch das
Buch stand wieder in den Bestsellerlisten ganz oben.
Warum treffen ausgerechnet Caroline Wahls Romane den Nerv der Gegenwart?
Im Feuilleton-Podcast sprechen (und streiten) Nina Pauer und Lars
Weisbrod über ein Literaturphänomen, das viele Fragen aufwirft: Sind "22
Bahnen" und "Windstärke 17" bloß Unterhaltungsliteratur? Stehen die
beiden Werke für einen neuen Zeitgeist? Hier werden jedenfalls echte
Gefühle erlebt und durchlitten – und sie werden nicht mehr in den
politisierten Therapiesprech verpackt, der bisher so angesagt war. Ist
das endlich ein Schritt nach vorn, in eine posttherapeutische
Gesellschaft? Oder ist es ein Schritt zurück in die gute alte Zeit der
Nullerjahre-Gefühligkeit, die nur wiederbelebt werden soll? Darum geht
es diesmal in der neuen Folge von "Die sogenannte Gegenwart".
Das Thema beginnt ungefähr bei Minute 19:26.
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1:16:50
Kann man es mit der Meinungsfreiheit auch übertreiben?
Meinungsfreiheit? Klar, da sind fast alle dafür. Im Prinzip jedenfalls.
Sobald es konkret wird aber, da gehen die Meinungen sehr weit
auseinander. In den letzten Jahren entzündete sich immer wieder
vehementer Streit, wenn es um das Recht auf freie Rede ging. Zuletzt
waren es die "trusted flaggers", die Diskussionsstoff boten. Sie sind
die jüngste Maßnahme, um geltende Gesetze auch auf
Social-Media-Plattformen durchzusetzen. So sehen es die Befürworter.
Die Gegner sagen: Trusted Flagger sind nur das jüngste Beispiel dafür,
dass Linke und Zentristen die alte liberale Idee der Meinungsfreiheit
immer weiter untergraben. Wer immer nur von ihren Grenzen spricht, dem
fehlt das Gespür für diese Form der Freiheit. Um einen Satz des
Liedermachers Franz Josef Degenhardt abzuwandeln: Hier darf jeder sagen,
was er will – aber natürlich nur im Rahmen der
freiheitlich-demokratischen Grundordnung, der allgemeinen Gesetzgebung,
der geltenden EU-Verordnungen, der Plattform-AGB und solange es sich
nicht um Hatespeech oder Fake-News handelt oder irgendjemand sich
verletzt fühlt. Ist das noch Meinungsfreiheit? Oder sind die Meinungen
dann nur noch frei, solange sie ungefähr den eigenen entsprechen?
Im Feuilleton-Podcast "Die sogenannte Gegenwart" diskutieren Ijoma
Mangold und Lars Weisbrod über ein alles überragendes Megathema unserer
Gegenwart: Was ist los mit der Meinungsfreiheit? Warum diskutieren wir
so oft über dieses abstrakte Prinzip statt über die brennenden
Sachfragen? Ist die Redefreiheit wirklich in Gefahr? Oder passen unsere
alten Vorstellungen von diesem Grundrecht einfach nicht mehr in unsere
digitale Gegenwart?
Um diese und andere Fragen geht's in der neuen Folge "Die sogenannte
Gegenwart". Das Thema beginnt bei Minute 12:17.
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1:04:56
Müssen Märchen woke werden?
Hinter den Bergen, bei den sieben Zwergen – wir alle kennen die Formeln,
Figuren und Bilder aus den alten Zeiten, als das Wünschen noch geholfen
hat, vom glitschigen Froschkönig über den bösen Wolf bis zum höhnischen
Rumpelstilzchen. Ob Furcht, Faszination oder ein warmes Gefühl der
Gemütlichkeit beim Vorgelesenkriegen – aus unseren Kindheitserinnerungen
lassen sich Märchen nicht wegdenken.
Doch sind sie auch heute noch eine Selbstverständlichkeit? Nicht umsonst
singt die Kinderband Deine Freunde davon, wie brutal und unzeitgemäß die
alten Geschichten von bösen Stiefmüttern und hübschen Prinzessinnen aus
heutiger Sicht wirken. Zumal längst an die Gegenwart angepasste Märchen
erscheinen, in denen Könige nicht nur stark sind, sondern auch einmal
wickeln (Care-Arbeit!) und weinen (Gefühle zeigen!). Sind diese
Geschichten besser als die alten? Gehören die Brüder Grimm gecancelt?
Oder braucht man sie wie nie zuvor? Und was haben die neuen und die
alten Versionen der Märchen überhaupt noch miteinander zu tun?
Diesen Fragen widmen sich Nina Pauer und Ijoma Mangold anhand des
Beispiels von Schneewittchen in der neuen Episode des
Feuilleton-Podcasts Die sogenannte Gegenwart.
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Was verraten Netflix-Kochshows über unsere Gesellschaft? Ist woke das neue narzisstisch? Und warum trinken jetzt eigentlich alle Ingwershots? Wir sprechen über Phänomene, die unsere Gegenwart ausmachen – die ZEIT-Feuilleton-Redakteure Nina Pauer, Ijoma Mangold, Lars Weisbrod und Apples Sprachassistentin Siri begleiten die Hörerinnen und Hörer durch die Jetztzeit.
Dieser Podcast wird produziert von Pool Artists.
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