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Was verraten Netflix-Kochshows über unsere Gesellschaft? Ist woke das neue narzisstisch? Und warum trinken jetzt eigentlich alle Ingwershots? Wir sprechen über ...
Tilda wäre nach dem Abitur gern nach Berlin gezogen, so wie ihre
Freunde, aber sie lebt noch zu Hause in der Provinz. Dort muss sie sich
um ihre kleine Schwester kümmern und ihre unberechenbare
Alkoholiker-Mutter. Manchmal kann Tilda nicht mehr, dann läuft sie in
den Wald und schreit laut. Plötzlich aber taucht der attraktive und
erfolgreiche Viktor in ihrem Kleinstadtleben auf …
Das ist die Ausgangslage im Roman "22 Bahnen", mit dem die
Schriftstellerin Caroline Wahl 2023 einen großen Überraschungserfolg
feierte. Dieses Jahr erschien die Fortsetzung, "Windstärke 17", auch das
Buch stand wieder in den Bestsellerlisten ganz oben.
Warum treffen ausgerechnet Caroline Wahls Romane den Nerv der Gegenwart?
Im Feuilleton-Podcast sprechen (und streiten) Nina Pauer und Lars
Weisbrod über ein Literaturphänomen, das viele Fragen aufwirft: Sind "22
Bahnen" und "Windstärke 17" bloß Unterhaltungsliteratur? Stehen die
beiden Werke für einen neuen Zeitgeist? Hier werden jedenfalls echte
Gefühle erlebt und durchlitten – und sie werden nicht mehr in den
politisierten Therapiesprech verpackt, der bisher so angesagt war. Ist
das endlich ein Schritt nach vorn, in eine posttherapeutische
Gesellschaft? Oder ist es ein Schritt zurück in die gute alte Zeit der
Nullerjahre-Gefühligkeit, die nur wiederbelebt werden soll? Darum geht
es diesmal in der neuen Folge von "Die sogenannte Gegenwart".
Das Thema beginnt ungefähr bei Minute 19:26.
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1:16:50
Kann man es mit der Meinungsfreiheit auch übertreiben?
Meinungsfreiheit? Klar, da sind fast alle dafür. Im Prinzip jedenfalls.
Sobald es konkret wird aber, da gehen die Meinungen sehr weit
auseinander. In den letzten Jahren entzündete sich immer wieder
vehementer Streit, wenn es um das Recht auf freie Rede ging. Zuletzt
waren es die "trusted flaggers", die Diskussionsstoff boten. Sie sind
die jüngste Maßnahme, um geltende Gesetze auch auf
Social-Media-Plattformen durchzusetzen. So sehen es die Befürworter.
Die Gegner sagen: Trusted Flagger sind nur das jüngste Beispiel dafür,
dass Linke und Zentristen die alte liberale Idee der Meinungsfreiheit
immer weiter untergraben. Wer immer nur von ihren Grenzen spricht, dem
fehlt das Gespür für diese Form der Freiheit. Um einen Satz des
Liedermachers Franz Josef Degenhardt abzuwandeln: Hier darf jeder sagen,
was er will – aber natürlich nur im Rahmen der
freiheitlich-demokratischen Grundordnung, der allgemeinen Gesetzgebung,
der geltenden EU-Verordnungen, der Plattform-AGB und solange es sich
nicht um Hatespeech oder Fake-News handelt oder irgendjemand sich
verletzt fühlt. Ist das noch Meinungsfreiheit? Oder sind die Meinungen
dann nur noch frei, solange sie ungefähr den eigenen entsprechen?
Im Feuilleton-Podcast "Die sogenannte Gegenwart" diskutieren Ijoma
Mangold und Lars Weisbrod über ein alles überragendes Megathema unserer
Gegenwart: Was ist los mit der Meinungsfreiheit? Warum diskutieren wir
so oft über dieses abstrakte Prinzip statt über die brennenden
Sachfragen? Ist die Redefreiheit wirklich in Gefahr? Oder passen unsere
alten Vorstellungen von diesem Grundrecht einfach nicht mehr in unsere
digitale Gegenwart?
Um diese und andere Fragen geht's in der neuen Folge "Die sogenannte
Gegenwart". Das Thema beginnt bei Minute 12:17.
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1:04:56
Müssen Märchen woke werden?
Hinter den Bergen, bei den sieben Zwergen – wir alle kennen die Formeln,
Figuren und Bilder aus den alten Zeiten, als das Wünschen noch geholfen
hat, vom glitschigen Froschkönig über den bösen Wolf bis zum höhnischen
Rumpelstilzchen. Ob Furcht, Faszination oder ein warmes Gefühl der
Gemütlichkeit beim Vorgelesenkriegen – aus unseren Kindheitserinnerungen
lassen sich Märchen nicht wegdenken.
Doch sind sie auch heute noch eine Selbstverständlichkeit? Nicht umsonst
singt die Kinderband Deine Freunde davon, wie brutal und unzeitgemäß die
alten Geschichten von bösen Stiefmüttern und hübschen Prinzessinnen aus
heutiger Sicht wirken. Zumal längst an die Gegenwart angepasste Märchen
erscheinen, in denen Könige nicht nur stark sind, sondern auch einmal
wickeln (Care-Arbeit!) und weinen (Gefühle zeigen!). Sind diese
Geschichten besser als die alten? Gehören die Brüder Grimm gecancelt?
Oder braucht man sie wie nie zuvor? Und was haben die neuen und die
alten Versionen der Märchen überhaupt noch miteinander zu tun?
Diesen Fragen widmen sich Nina Pauer und Ijoma Mangold anhand des
Beispiels von Schneewittchen in der neuen Episode des
Feuilleton-Podcasts Die sogenannte Gegenwart.
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1:13:56
Ist Monogamie nur was für Faule?
Sie lieben einander in allen erdenklichen Konstellationen, öffnen ihre
Ehen für Affären, übernachten mal im einen, mal im anderen Bett oder
entscheiden sich ganz bewusst für ein gemeinsames Leben zu dritt. Oder
zu viert. Oder zu zwanzig. Menschen, die auf Polyamorie setzen, haben
die Zwänge der Zweisamkeit hinter sich gelassen und sich für die –
womöglich – größere Freiheit entschieden. Aus unserer Gegenwart sind
solche innovativen Beziehungsformen längst nicht mehr wegzudenken. Wer
in einer monogamen Beziehung lebt, den irritieren diese alternativen
Modelle oft.
Welche Provokation liegt heute immer noch in der Polyamorie? Warum darf
sie eigentlich nicht mehr, wie früher bei den Hippies, einfach "freie
Liebe" heißen – und muss jetzt mit hochkomplexen Begriffen wie Polycule
oder ethische Nichtmonogamie beschrieben werden? Warum klingt es nach
entgrenzter neoliberaler Arbeitswelt, wenn man sich in der Polybeziehung
zum agile scrum meeting trifft, um Probleme zu diskutieren? Sind
monogame Menschen bloß zu träge, um ein anspruchsvolles
Beziehungsgeflecht mit mehreren Partnerinnen und Partnern emotional zu
koordinieren? Spricht überhaupt noch irgendwas für die gute alte
romantische Zweierbeziehung? Diesen und anderen Fragen widmen sich Nina
Pauer und Lars Weisbrod in der neuen Folge des Feuilletonpodcasts Die
sogenannte Gegenwart.
Shownotes:
- The Ethical Slut. A Practical Guide to Polyamory, Open
Relationships, and Other Freedoms in Sex and Love von Janert W.
Hardy und Dossie Easton
- I Hate the Internet von Jarett Kobek
- A Bouquet of Lovers von Morning Glory Zell-Ravenheart (PDF)
- Is Monogamy Morally Permissible? von Harry Chalmers
- Challengers – Rivalen, Film von Luca Guadagnino
- SWR-Doku Hält das?
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1:16:14
Narzisstisch sind immer nur die anderen
Eigentlich ist es doch so: Ein Phänomen wird gehypt und dann ebbt es
wieder ab. Doch was, wenn sich eine Mode einfach immer weiter hält? Seit
mehr als zehn Jahren stellen wir uns als Gesellschaft mittlerweile die
Diagnose: Narzissmus. Wobei wir als Einzelpersonen auf gar keinen Fall
davon betroffen sein wollen. Denn narzisstisch sind immer nur die
anderen, sei es im Berufs- oder Privatleben oder bei Politikern. Wie
passt das zusammen? Und sind die vermeintlich pathologisch
narzisstischen Charaktere, die überall per Ferndiagnose, in Podcasts und
in Tests auf Insta entlarvt werden, wirklich Narzissten? Wieso wird
ausgerechnet Narzissmus als populärpsychologische Diagnose so gern
gestellt, obwohl sie kaum etwas mit dem realen Krankheitsbild zu tun
hat?
In der aktuellen Folge des Feuilletonpodcasts “Die sogenannte Gegenwart”
widmen sich Nina Pauer und Ijoma Mangold diesen Fragen, schauen noch
einmal auf den mythologischen Ursprung der Figur des Narziss und fragen
sich: Ist es denn wirklich so schlimm, in einer narzisstischen
Gesellschaft zu leben?
Weitere Links zur Folge finden Sie hier. Das Team erreichen Sie unter
[email protected].
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Was verraten Netflix-Kochshows über unsere Gesellschaft? Ist woke das neue narzisstisch? Und warum trinken jetzt eigentlich alle Ingwershots? Wir sprechen über Phänomene, die unsere Gegenwart ausmachen – die ZEIT-Feuilleton-Redakteure Nina Pauer, Ijoma Mangold, Lars Weisbrod und Apples Sprachassistentin Siri begleiten die Hörerinnen und Hörer durch die Jetztzeit.
Dieser Podcast wird produziert von Pool Artists.
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