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  • Sind wir Brüller oder schweigende Mehrheit?
    In einem Fernsehgottesdienst am Palmsonntag ging es mir durch und durch. Die Passion, also die Leidensgeschichte Jesu, wird üblicherweise von drei Personen gelesen: ein Erzähler, ein verschiedene Personen Lesender und der, der den Jesus liest. Aber hier war es anders. Sehr viel mehr Menschen in der voll besetzten Kirche haben die Texte gesprochen und Teile des Chores und aus den Mitfeiernden in den Bänken haben die Szenen betont, die das Volk betreffen. Und diese massenhaften Rufe des Volkes gingen mir durch Mark und Bein. Es hat eine andere Bedeutung, ob ein guter Vorleser betont "Kreuzige, kreuzige ihn" liest oder viele Leute diesen Ruf tatsächlich schreien und brüllen.Klar weiß ich mit Verstand und biblischem Wissen, dass die Leute in Jerusalem ein paar Tage vorher "Hosanna dem Sohne Davids" gerufen haben, als Jesus in die Stadt gekommen ist, und jetzt mit Gebrüll verlangen, dass er gekreuzigt wird. Aber diese Szene in einer Kirche mit heutigen Menschen zu hören und zu erleben, war etwas völlig anderes. Und ein relativ banaler Satz beendete diese Szene, die wir alle kennen und lautet: "Und mit ihrem Geschrei setzten sie sich durch." – Und mit ihrem Geschrei setzten sie sich durch. Das kennen wir leider gelegentlich selber. Die Lauten, die Brüller, die Schreier setzen sich durch.In unseren derzeitigen gesellschaftlichen Auseinandersetzungen sagen Kenner der Szene: Die laute Minderheit prägt die Debatte. Und was ist mit der schweigenden Mehrheit? Was ist mit denen, die sich das Ganze aus sicherer Entfernung anschauen und erst mal abwarten? Sind wir Brüller oder schweigende Mehrheit des Geschehens um Jesus und um Jesus und seine Kirche heute? Sind wir in dieser Karwoche Menschen, die nur die Inhaltsangabe der Leidensgeschichte Jesu lesen und dann erst mal abwarten? Oder gehen wir mit ihm mit?
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    2:58
  • Ein herrlicher Versprecher
    Wir haben in den Laudes bei uns im Konvent ziemlich regelmäßige Mitbeter, die uns unterstützen. An einem Morgen, beim Canticum, hat einer der Beter mit kräftiger Stimme und aus vollem Brustton einen herrlichen Versprecher gehabt. Eigentlich heißt dieser Vers: "Gepriesen sei dein heiliger, herrlicher Name, gerühmt und verherrlich in Ewigkeit" und er hat gebetet: "Gepriesen sei dein heiliger herzlicher Name".Wer schon so viele Jahrzehnte die Tagzeiten mit Laudes, Sext, Vesper und Komplet betet, kennt vieles auswendig und wenn es dem normalen Klang des Textes entlanggeht, klingt es im Inneren normal weiter. Sowie aber ein Versprecher kommt, was einfach passiert und auch nicht schlimm ist, fällt es meistens auf. Ich musste schmunzeln und fand dieses andere Wort so schön. Um aber nicht aus dem Takt zu kommen, konnte ich erst später nochmal schauen. Statt "herrlicher Name" war "herzlicher Name" gebetet worden. Dieser Gesang aus dem Buch Daniel ist mindestens 150 vor Christus ins Buch eingefügt worden und besingt das Lob des großen Gottes durch die drei Jünglinge, die aus dem Feuerofen gerettet worden sind.Wenn der Herr unser Gott, der Schöpfer des Himmels und der Erde, dessen Lob hier gesungen wird, kein Herz für seine Menschen hätte, wäre er ein Dämon oder ein Abgott. Und er hätte nicht, um seine Menschen wieder zur Umkehr zu bewegen, seinen eigenen Sohn in die Welt geschickt, um seine BARM-HERZ-IGKEIT deutlich zu machen. "Barmherzigkeit will ich, nicht Opfer", also ein gütiges, warmes, liebevolles Herz zeigen, damit wir verstehen, warum Gott die Liebe und die Güte in Person ist. Diese Feier der Heiligen Woche, in die wir am Sonntag gestartet sind, ist eine Festwoche der Herzlichkeit Gottes zu uns, seinen Menschen.Gut, dass unser Mitbeter diesen schönen Versprecher hatte: "Gepriesen sei dein heiliger herzlicher Name" und mir das noch einmal klarer geworden ist.
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    2:53
  • Versöhnen statt Spalten
    Seit vielen Jahren gibt es hier in Olpe eine richtig gute Erfindung. Die "Nacht der Versöhnung". Immer am Montag vor dem Heiligen Abend vor Weihnachten und am Montag der Karwoche, also heute, findet dieser besondere Abend statt. Erfunden und begonnen wurde die Reihe bei den Pallottinern in Olpe und später bei uns im Mutterhaus. In diesem Jahr ist das Thema aktueller denn je: "Versöhnen statt Spalten" Aktuell hat man ja an vielen Stellen in der großen Politik und im normalen Alltagsgeschehen den Eindruck, dass Meinungen und Fronten sich verhärten, der Umgangston aggressiver wird und die Differenzen mehr im Fokus stehen als die Gemeinsamkeiten.Die Nacht der Versöhnung lädt ein, die Blickrichtung zu wechseln, zu schauen, wo man auf andere zugehen kann, an welchen Stellen man das Gespräch suchen und versuchen kann, die Position des anderen zu verstehen, ohne sich ihr anschließen zu müssen. Und gleichzeitig selbst bereit zu sein, die Hand, die jemand anderes mir reicht, zu ergreifen, das Gesprächsangebot zu nutzen, nicht mehr kompromisslos auf der eigenen Sichtweise zu beharren und nur die persönlichen Interessen in den Mittelpunkt zu stellen.Nach dem Bußgottesdienst um 19.30 Uhr, der immer wirklich unter die Haut geht, gibt es die Möglichkeit, einen Einzelsegen zu empfangen oder ein Beicht- oder Lebensgespräch zu führen. Bei Tee und Gebäck sind dann alle Teilnehmenden eingeladen miteinander ins Gespräch zu kommen und sich auszutauschen. Vielleicht ist das eine gute Idee für die eine oder den anderen von Ihnen, die Karwoche mit diesem besonderen Abend zu beginnen.
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    2:26
  • Eine einzige Enttäuschung?
    Du bist eine einzige Enttäuschung! Haben Sie so einen harten Satz schon einmal persönlich gehört? Hoffentlich nicht! Vielleicht kennen Sie ihn aus dem Kino. Vorzugsweise in Hollywood-Filmen oder Serien geht es immer wieder um Familien-Konflikte, etwa dass der überstrenge Vater seine Erwartungen im Sohn nicht erfüllt sieht oder die Tochter nicht so wird, wie sich das die Eltern erhoffen. Natürlich werden Menschen auch jenseits von Hollywood im echten Leben mit Enttäuschungen konfrontiert. Das eigene Leben verläuft nicht so wie erhofft, die Beziehung zerbricht, der Job ist langweilig und irgendwann fragt man sich: Soll das jetzt alles gewesen sein? Wenn andere von uns oder wir von uns selbst enttäuscht sind: Wie können wir damit umgehen?Die derzeitige Fastenzeit läuft gerade auch auf eine riesige Enttäuschung zu: vor Ostern ist der Karfreitag. Der ist die absolute Enttäuschung. Jesus – eben noch als König gefeiert – stirbt am Kreuz. Für seine Jünger muss das eine unfassbare Enttäuschung gewesen sein. Nicht umsonst ist Jesus im Tod auf Golgatha fast allein, von den meisten verlassen. Doch Gott schafft es, dass aus dem vermeintlichen Versagen der Sieg über den Tod wird, dass das, was vorher so sinnlos erschien, nämlich der Tod von Jesus Christus, buchstäblich in einem neuen Licht erscheint.Wir sollten nicht erwarten, dass Gott in unser Leben auf dramatische Weise eingreift und sich plötzlich doch alle gescheiterten Hoffnungen erfüllen. Aber wir haben die Zusage, dass Gott immer bei uns ist, auch in unserem Scheitern. Und vielleicht kann uns diese feste Zusage Gottes an uns die nötige Gelassenheit geben, auch mit Enttäuschungen umzugehen. Denn wir wissen: Ob erfolgreich oder nicht, Gott bleibt bei uns. Immer!
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    2:36
  • Schweigen wir uns wieder zusammen?
    Vor einiger Zeit ist mir ein Text von Lothar Zenetti in die Hände gefallen. Darin heißt es: "Wir reden. Wir reden dauernd aneinander vorbei. Wir reden. Wir reden uns immer weiter auseinander. Vielleicht schweigen wir uns wieder zusammen."Aneinander vorbeireden geht ganz schnell. Es soll ja auch Menschen geben, die gleichzeitig miteinander reden, ohne sich wirklich zuzuhören. Und meist bleibt es dann bei ganz belanglosem Zeug. Hauptsache, es plätschert. Und so kann man sich dabei auch auseinanderreden und hat sich eigentlich nichts zu sagen. Solche Oberflächlichkeiten sorgen leider dafür, dass ich meinen Nächsten, mein Gegenüber nicht wirklich ernst nehme, indem ich ihn oder sie mit abgedroschenen Phrasen abspeise. Zeit für ein Gespräch, das wirklich manchmal eine Herausforderung und sicherlich nicht bei jeder Person, die etwas von mir will, gleich einfach ist. Aber ist Schweigen dann die richtige Medizin? Reden ist zwar Silber und Schweigen Gold, aber gilt das auch, wenn man sich am Ende nichts mehr zu sagen hat? Lothar Zenetti setzt ja deshalb auch ein "Vielleicht" vor diese Vorstellung, dass Schweigen wieder zusammenführen kann. Aber nur Schweigen, das stelle ich mir schwierig vor. Vielleicht sollte man den letzten Satz mit einem wenn und ein paar Punkten ergänzen. Ich würde dann ergänzen: wenn wir uns stattdessen ein Lächeln schenken, wenn wir uns gegenseitig Wünsche von den Augen ablesen oder wenn wir einfach fragen: "Wo kann ich dir helfen?" – Statt also mein Gegenüber mit belanglosen Worten zuzuschwallen, könnte doch ein einziger ernstgemeinter Satz oder eine ernstgemeinte Geste viel mehr Mitmenschlichkeit und Zuneigung ausdrücken. Dann kann man sich auch wieder zusammenschweigen.
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    2:47

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Gedanken zu Gott und der Welt, Erlebnisse aus dem Alltag einer Ordensfrau - die Olper Franziskanerin Schwester Katharina startet mit Gebeten und Texten um 6 Uhr in den Morgen.
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