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Es gibt Momente in der Geschichte der Stadt Stuttgart, da lohnt es sich noch einmal genauer hinzusehen – beziehungsweise hinzuhören.
Professor Wolfram Pyta, L...
Kaum eine vergangene Kultur Europas fasziniert uns bis heute so sehr wie die die Kelten, die schon 450 v.Chr. durch den griechischen Geschichtsschreiber Herodot als „keltoi“ Erwähnung fanden. Oft diente das Keltentum historisch als Projektionsfläche für nationale und nationalistische Zwecke, die Esoterik nimmt die Kelten bis heute für sich ein – aber wer waren diese Menschen eigentlich, und wie könnte ihr Alltag ausgesehen haben? Welche prähistorischen Fundorte komprimierte Landesgeschichte in und um Stuttgart erzählen und warum man oft gar nicht weit reisen muss, um eine fremde Kultur zu erleben – das wird das Moderatoren-Duo Prof. Wolfram Pyta und Dr. Torben Giese mit dem Archäologen Thomas Hoppe diskutieren.
Thomas Hoppe studierte Vor- und Frühgeschichte, Urgeschichte, Klassische Archäologie und Geologie an den Universitäten Tübingen und Erlangen. Seit 2004 ist er am Landesmuseum Württemberg tätig und leitet heute das Referat Vorrömische Metallzeiten. Dort betreute Thomas Hoppe u.a. die große Landesausstellung „Die Welt der Kelten“ (2012/13) als wissenschaftlicher Projektleiter, konzipierte die Neuaufstellung der Schausammlung der vorrömischen Metallzeiten (2012) und war für die Neupräsentation „Prunkgräber und Machtzentren der frühen Kelten“ im Rahmen der Schausammlung „Wahre Schätze“ verantwortlich (2016).
Zu seinen aktuellen Forschungsschwerpunkten gehören Studien zur Kunst- und Kunsthandwerk der Hallstatt- und Latènezeit, Studien zu Technologie und Distribution frühkeltischer Goldfunde sowie zu eisenzeitlichen Handelsverbindungen und Netzwerken.
Der Podcast wurde mit freundlicher Unterstützung des Freundeskreis StadtPalais - Museum für Stuttgart e.V. realisiert.
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39:29
Stuttgart in der Römerzeit
Ungefähr 100 n. Chr. kamen die Römer hier an den Neckar, um die germanischen Provinzen militärisch abzusichern. Welche Auswirkungen hatte das Römerlager für Kultur und Entwicklung der Region? Und was veränderte sich mit der Verlegung des Limes?
Um das zu diskutieren hat sich Prof. Pyta einen besonderen Gast eingeladen: Prof. Mischa Meier von der Universität Tübingen, der 2022 mit dem Leibniz-Preis, dem wichtigsten Forschungsförderpreis Deutschlands, ausgezeichnet wurde. Damit würdigt die Jury Meiers „(…) bahnbrechende Arbeiten zur Geschichte der Spätantike, mit denen er das Feld der Alten Geschichte und benachbarter Disziplinen national und international nachhaltig geprägt hat.“
Mischa Meier (geb. 1971) studierte in Bochum Klassische Philologie, Geschichte und Pädagogik. Nach der Promotion in Bochum zum frühen Sparta (1998) war er Wissenschaftlicher Assistent in Bielefeld, wo er sich 2002 mit einer Arbeit zum Thema „Das andere Zeitalter Justinians“ habilitierte. Seit 2004 ist er Professor für Alte Geschichte an der Universität Tübingen, die er seither zu einem Zentrum der Spätantikeforschung ausgebaut hat. Seine wichtigsten Arbeitsgebiete sind aktuell die Spätantike und die frühe Kaiserzeit. Zuletzt erschien von ihm die „Geschichte der Völkerwanderung“ (München: C.H. Beck, 8. Aufl. 2021).
Ton: @klangerfinder
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50:17
Stuttgart im Mittelalter
Der Zugang zu Machthabern war und ist immer noch ein wichtiges Thema. Im Mittelalter und der frühen Neuzeit ist dieser Zugang stark durch das höfische Leben bestimmt. Dies zeigt sich besonders in der Baukultur, die durchaus als monarchische Repräsentation zu verstehen ist.
Neuere Ausgrabungen in der Stiftskirche und im Alten Schloss in Stuttgart zeugen von einer Siedlung und einem Friedhof in der Stadtmitte, die bis 800 Jhdt. zurückreichen. Auch der Mythos Stutengarten fällt in die Siedlungsgeschichte. Doch ist es wirklich nur ein Mythos? Erstmals namentlich erwähnt wird ein „Hugo von Stuokarten“ um 1160 im Hirsauer Codex. Zur Herzogsresidenz wurde Stuttgart schließlich mit der Erhebung Eberhards im Bart zum Herzog im Jahr 1495.
Mitte des 16. Jhdt. führt Herzog Ulrich nach einem Intermezzo des Hauses Habsburg die Reformation in das zurückeroberte Stuttgart ein. Mit Johannes Brenz hat der Herzog einen Prediger, der Luther in Heidelberg selbst gehört hatte, und viel dazu beiträgt, dass sich die Reformation hier durchsetzt. Stuttgart wird das politische und geistliche Zentrum der Region.
Mit Prof. Dr. Peter Rückert, dem Leiter des Hauptstaatsarchiv Stuttgart im Landesarchiv Baden-Württemberg, hat Dr. Torben Giese einen Experten zum Mittelalter aus unserer direkten Nachbarschaft gewonnen. Rückert ist zudem Honorarprofessor an der Eberhard Karls Universität Tübingen.
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52:42
Stuttgart zwischen Residenz und Revolution
Mit Prof. Dr. Ina Ulrike Paul spricht das Moderatoren-Duo Prof. Wolfram Pyta und Dr. Torben Giese über Stuttgart in der ersten Hälfte des 19.Jahrhunderts. 1806 wurde Kurfürst Friedrich der erste König von Württemberg. Das Königreich bekam einige Gebiete dazu, sodass nun neben dem protestantischen „Altwürttemberg“ auch große katholische Gebiete dazu kamen. Die Gleichberechtigung der Konfessionen war für Friedrich daher wichtig, um Württemberg einheitlich zu organisieren. Das noch sehr mittelalterliche Stuttgart wurde modernisiert. Die offene Rede, damals noch keine Selbstverständlichkeit, wurde in Württemberg geprobt – im Religiösen und im Staat. Die Wurzeln zum modernen württembergischen Staat wurden in dieser Epoche gelegt.
Prof. Dr. Ina Ulrike Paul studierte 1977/78 Neuere Geschichte, Germanistik, Kunst- und Rechtsgeschichte an der Ludwig.Maximilians-Universität München. 1990 erfolgte die Promotion zum Dr. phil. an der Ludwig-Maximilians-Universität München und 2002 ihre Habilitation am Fachbereich Geschichts- und Kulturwissenschaften der Freien Universität Berlin. 2012 folgte die Ernennung zur außerplanmäßigen Professorin des Friedrich-Meinecke-Instituts der Freien Universität Berlin. 2010 war sie Gastlektorin an der University of Western Ontario in London, Ontario (Kanada). Zwischen 2015 und 2019 nahm sie verschiedene Gastprofessuren an der Université Paul-Valéry Montpellier 3, der Université Toulouse 2 Jean-Jaurès und der Université Paul-Valéry Montpellier 3 wahr.
VA-Management: AB // TonTechnik: Klangerfinder// Video-Technik: Max und Trung . // Moderation: Pyta
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49:37
Stuttgart als Hauptstadt Württembergs im Deutschen Kaiserreich (1871-1918)
Nach drei Kriegen wurde 1871 in einer „Revolution von oben“ das Deutsche Reich gegründet und das Königreich Württemberg wurde eines der Bundesstaaten. Dies wurde nicht von allen wohlwollend aufgenommen, gab das Land damit doch einige Souveränitätsrechte auf. Mit Prof. em. Dr. Dr. h.c. Dieter Langewiesche spricht das Moderatoren-Duo Prof. Wolfram Pyta und Dr. Torben Giese über Stuttgart als Hauptstadt Württembergs und die Rolle Württembergs im Deutschen Kaiserreich.
Württemberg nutzte die Freiräume föderaler Strukturen. Es gab beispielsweise keine Einschränkungen für die katholische Kirche und Württemberg war politisch liberaler als andere deutsche Staaten. Zahlreiche Verlage, die dem linken Sektor angehörten, kamen daher nach Stuttgart, das ohnehin für seine Buch- und Verlagskultur bekannt war. So lebte Clara Zetkin einige Jahre in Stuttgart und 1907 tagte der internationale Sozialistenkongress hier.
Die Industrialisierung Württembergs schritt eher langsam voran, was sich aber nicht als Nachteil erweisen sollte. Die Kultur war auch Dank des Mäzenatentums von König Wilhelm II. ein Leuchtturm Württembergs, hier ist vor allem der Littmann-Bau zu nennen.
Langewiesche war von 1985-2007 Professor für neuere Geschichte an der Universität Tübingen. Er war Mitglied der Leopoldina-Nationale Akademie der Wissenschaften und der Heidelberger Akademie. 1996 erhielt er den Gottfried Wilhelm Leibniz-Preis der Deutschen Forschungsgemeinschaft. Seine Forschungsschwerpunkte sind europäische Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts, insbesondere Nationsbildung und Krieg, Geschichte von Liberalismus und Bürgertum, Arbeiterbewegung und Arbeiterkultur, europäische Revolutionen im 19. Jahrhundert, Universitäts- und Bildungsgeschichte sowie Geschichte des Geschichtsdenkens.
Tonproduktion:
KLANGERFINDER GmbH & Co KG
Es gibt Momente in der Geschichte der Stadt Stuttgart, da lohnt es sich noch einmal genauer hinzusehen – beziehungsweise hinzuhören.
Professor Wolfram Pyta, Leiter der Abteilung Neuere Geschichte an der Universität Stuttgart und Dr. Torben Giese, Direktor des StadtPalais – Museum für Stuttgart spüren in „Stuttgart. Podcast der Stadtgeschichte“ in acht Folgen diesen Momenten von der Gegenwart bis zur Vor- und Frühgeschichte nach. Mit Wissenschaftler*innen aus der Region diskutiert das Historiker Duo die Epochen der Stadtgeschichte – scharfsinnig, ungewöhnlich und unterhaltsam.